Gedichte
Aus dem Gedichtband

Barfuss
Kommt der Mensch
Auf die Welt,
barfuss geht er von hinnen.
Meist steht er
In den Schuhen, oft
auch daneben.
Immer aber
auf den Füssen.
Barfuss als Knabe
Den Sommer über barfuss.
Im braunen Acker
die Füsse,
im hohen Gras und im Farn
die nackten Beine.
Mit Lust in den warmen
Kuhfladen getreten.
Neue Gedichte
Erinnerung
Er lächelt,
der bunte Fisch aus Keramik,
mit den gelben Flossen und den
rollenden Augen, und schweigt.
Ewig lächelt der Fisch, den der Künstler
in Sizilien geformt,
während mein Lächeln nur das
einer Erinnerung ist
an jenen Moment,
wo er mir geschenkt im
leisen Wind unter den Pinien,
als das Meer meinen Dank
in der rauschenden Nacht
verschluckte.
Ewig lächelt der Fisch,
während die Erinnerung,
wie verflogen, kurz aufflammt
und ein Schmunzeln leuchtet.
Staunen
Fest des Lebens.
Diese Erde, diese Landschaft
und dieser Mensch,
dessen Augen blühen!
Gehen
Du lebst noch,
gehe langsam und
vorsichtig!
Ergreife den Handlauf!
Lasse die Füsse
denken,
wenn du gehst,
nicht den Kopf,
der noch eilen will!
Schau zu, dass du auf
den Füssen stehst!
Im Dunst
Im Dunst verschwinden
die Berge
wie die Liebe,
wenn du fort bist.
Nein, sie ist da,
mächtig und stark,
verborgen,
hinter einem
seidenen Tuch.
Entschwunden
Die Liebe steigt
in den Fluss.
Er reisst sie mit,
trägt sie ins weite
Meer.
Nun sitzt er bei einer
Tasse Kaffee und knabbert
an einem Gipfel.
Der alte Mann
Sie war sein Weib,
war seine Frau
und seine Muse.
Jung war sie
seine Königin.
Nun geht er an Stöcken.
Im Wind
Wo der Falke haust,
bist du zu Hause.
Wo du um Worte ringst,
hast du dein Dach,
als wär’ es ein Turm.
Wo um die Ecke
die Eule nistet,
hört sie deinen Ruf:
«Wind, Wind! Hilf mir:
Ich stehe im Wind».
Hymnus aufs Leben
Tief empfundene Ruhe,
innerer Frieden.
Diese Erde, diese Landschaft,
der Leib,
in dem der Atem west,
als wäre er
ein Geist,
der den anderen sucht,
sich ihm vermählt,
ihn belebt.
Grosser Weltgeist!
Wache über die Ruhe
der Menschen,
die sich lieben!
Gib ihnen die Seligkeit,
dass der eine Engel
den anderen
in Sorge begleitet.
Fruchtbar
das Band, dass sie umschlingt.
Gross der Jubel,
sich zu gestehen,
dass es gut ist zu leben.