Die köstliche Gabe der Neugier

28+1 Antwort auf Kolumnen von Andreas Iten

Es soll schon vorgekommen sein, dass in einem Café möglichst unauffällig eine Seite aus der «Neuen Luzerner Zeitung» herausgerissen wurde. Nicht das Kinoprogramm oder die Börsenkurse haben dann gefehlt, sondern die Seite mit Andreas Itens neuster Kolumne.
Der Autor und langjährige Kolumnist, der sich die köstliche Gabe der Neugier aufs Beste bewahrt hat, inspirierte aber auch Schreibende und Wegbegleiter zu neuen Texten. Für den vorliegenden Band wurden 28 Echos auf 5 ausgewählte Kolumnen versammelt und schön verpackt.

Mit Beiträgen von:
Eugen Bollin, Romano Cuonz, Beatrice Eichmann-Leutenegger, Christine Fischer, Christoph Ferber, Werner Fritschi, Heidy Gasser, Susanne Giger, Franziska Greising, Lisa Hurter, Max Huwyler, Adrian Hürlimann, Thomas Hürlimann, Werner Jurt, Renate Käppeli, Katharina Kienholz, Katharina Lanfranconi, Erich Langjahr, Karl Lüönd, Alex Melzer, Thomas Röthlisberger, Toni Schaller, Otto Scherer, Martin Stadler, Martin Städeli, Verena Stössinger, Lukas Wallimann, Marc Wehrlin, Marlène Wirthner-Durrer.

 

Die köstliche Gabe der Neugier

Verlag Martin Wallimann, 2011. 112 Seiten, illustriert, Fr. 23.-
ISBN 978-3-905969-00-9

Rezensionen:

 

Einer, der das Plattgedrückte lockert. Urs Bugmann, NLZ

KOLUMMEN Andreas Iten wird 75. Verleger Martin Wallimann legt dazu ein Buch vor, das ins Gespräch mit dem Kolumnenautor eintritt.

«Der liest ja!», fällt es dem Publizisten Karl Lüönd «beim Durchlesen einiger Kolumnen von Andreas Iten» spontan ein: «Ein ehemaliger Politiker, der weiss, wie Halldor Laxness klingt und wie sich Kurt Vonnegut, Charles Simic und Robert Waiser anfühlen! Die meisten anderen Politiker, die ich kenne, leben eher nach dem Grundsatz: Wenn ich etwas Gescheites lesen will, schreib ich es selber.»

Weggefährten

Karl Lüönd ist einer von 28 Autorinnen und Autoren, die in dem Band «Die köstliche Gabe der Neugier» auf Kolumnen antworten, die Andreas Iten in den vergangenen acht Jahren für unsere Zeitung geschrieben hat. Zu Wort melden sich Weggefährten des 1936 geborenen einstigen Gemeindepräsidenten von Unterägeri, gewesenen Regierungs- und Ständerats des Kantons Zug, vormaligen Lehrers für Psychologie und Pädagogik am Lehrerinnenseminar in Menzingen, Präsidenten der eidgenössischen Filmkommission, des Autors und heutigen Präsidenten des Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellervereins.

Die Idee zu diesem Buch hatte Katharina Kienholz, die als freie Lektorin mit dem Alpnacher Verleger Martin Wallimann zusammenarbeitet. Sie bot fünf Kolumnen zur Wahl und bat um Beiträge, forderte auf zu Zuspruch oder Gegenrede. Als besonders beliebt erwies sich – nicht ganz überraschend bei der leicht überrepräsentierten Gruppe der Schriftstellerkollegen – jene Kolumne aus dem März 2007, die sich eingehend mit Art und Arbeit der Regenwürmer beschäftigt und Urs Widmer zitiert, der die Dichter mit dieser Gattung Bodenbewohner vergleicht: «Sie lockern das Plattgedrückte.»

Erfahrungen mit dem ersten Satz

Die Autorin und Literaturkritikerin Beatrice Eichmann-Leutenegger gibt mit der Erinnerung an Kinderverse, die ihr das Tor zur Literatur öffneten, Antwort auf die Kolumne «Was nützen denn schon Gefdichte?». Thomas Hürlimann erzählt, wie ihn die Lektüre einer Kolumne von von Andreas Iten von langer Mühe um einen geeigneten Anfang für einen Vortrag über Religion befreite.
Martin Stadier nimmt die «Erinnerungen – an einem Tag im August» zum Anlass, über das Verstricktsein in Geschichten nachzudenken und darüber, ob und welche Geschichten erzählbar sind. Der Filmemacher Erich Langjahr lässt seine Begegnungen mit Andreas Iten Revue passieren. Die Schriftstellerin Franziska Greising schreibt über ihre eigenen Erfahrungen mit dem ersten Satz, dem Andreas Itens Nachdenken «Über das Verfassen einer Kolumne» gilt.

Ungeschriebene Selbstporträts

Das Buch, das als Zugabe eine unbeantwortete Kolumne über den radfahrenden «Satteldenker» anbietet, gibt den Blick frei auf ein kleines Spektrum aus dem breiten Feld, auf das der Autor und Zeitgenosse Andreas Iten seine Neugier richtet. Es zeigt, wie seine Wortmeldungen aufgenommen werden, wie sie Denken und Schreiben seiner Wegbegleiter anregen. Im einen und ändern Fall lesen sich die Antworten auf seine Kolumnen auch als kleine Porträts des Gefeierten oder gar, mehr oder minder absichtlich, als Skizzen zu ungrschriebenen Selbstporträts jener, die seine Ansichten beantworten.

Urs Bugmann, Neue Luzerner Zeitung, 23.02.2011